Hallo Konrad,
danke fuer die Details. Wie schon zugegeben, habe ich keine spezifische Ahnung vom Goliath oder Gutbrod. Dass der Goliath die gleiche Einspritzanlage hatte, habe ich mittlerweile auch gefunden. Ich glaube sogar gelesen zu haben, dass es der gleiche Motor war.
Mich interessieren diese Autos sehr, obwohl sie derart selten sind, dass Sie eingefleischten Liebhabern vorbehalten sein sollen. Wir fahren hier allerdings einige DDR-Oldies, vor allem Trabis und die haben ja auch 2T-Motoren. Diese Autos fahren wir durchaus im Alltag. Bei der simplen und ueberschaubaren Technik kommt man da schon mal auf die ein oder andere Idee, wie man was verbessern koennte. Eine Direkteinspritzung waere wohl nicht so leicht zu realisieren, ist aber der Koenigsweg um den groessten Nachteil der 2T-Motoren zu umgehen, d.h. die Spuelverluste. Eine Abgasmessung kann man mit einem normalen Trabi kaum durchfuehren, da die Skalen der HC-Anzeigen nicht mehr reichen. Ausserdem geht es natuerlich auch um das Laufverhalten und den Treibstoffverbrauch. Die Firma Bombardier (Rotax und Evinrude) behaupten mit direkteinspritzenden 2T-Motoren den Verbrauch gegenueber den Vergaserversionen um ca. 30% senken zu koennen. Das waere interessant. Ein guter Trabi frisst je nach Fahrweise zwischen 6-7 Litern je 100 Km. 30% weniger und man haette nicht nur ein nettes und praktisches sondern auch ein aeusserst effizientes Auto. Da wuerde mich auch interessieren, wieviel so ein Goliath oder Gutbrod frisst.
Ich beschaftige mich beruflich mit Stromungsproblemen, vor allem Simulationsmethoden hierzu. In einigen Faellen auch mit Verbrennungsmotoren. Ich bin der Meinung, dass der 2T-Motor wesentlich interessanter ist, als heute oft dargestellt. Dass man bei einem heutigen Automotor die Spuelverluste klassischer 2T-Motoren nicht mehr hinnehmen kann ist klar. Loest man dieses Problem und das Schmierproblem, steht dem Motorkonzept nichts im Wege. Ich denke also, er kommt wieder. Entweder als Diesel oder direkteinspritzendem Benziner, ggf. auch als HCCI. Viele Eigenschaften sprechen dafuer.
Um sich Gedanken zu machen, wie ggf. neue Entwicklungen aussehen koennten, sollte man bisweilen auch etwas in der Historie suchen. Immerhin haben die Leute von Gutbrod, soviel ich weiss war es ein Motorenentwickler, der spaeter bei Mercedes auch die Einspritztechnik entwickelte, damals aehnlich gedacht. Leider habe ich auch keine Infos gefunden, wie beim Gutbrod die Einspritzung ueberhaupt realisiert wurde. Man koennte versuchen, nur im Bereich der Zuendkerze ein zuendfaehiges Gemisch zu erzeugen, oder aber den Treibstoff gegen Ende des Spuelvorgangs in den Spuelstrom einzubringen. Ersteres waere insbesondere bei Teillast interessant, da sich somit die Drosselverluste verringern liessen. Gibt es eine Skizze oder weitere Unterlagen dazu?
Tut mir Leid, falls ich die Gutbrod-Fans damit etwas langweile. Ich denke allerdings sie sitzen auf einem Meilenstein der Motorenentwicklung, was allgemein fast nicht bekannt ist.
Viel Spass mit den Autos und viele Gruesse,
Roland